Überspringen zu Hauptinhalt

„Hagen Krohn plant bunten Kreativpark“


Dusche, Hochsitz, Vogelhäuschen: Hagen Krohn plant bunten Kreativpark

24 Container stehen in der alten Lokhalle auf dem Güterbahnhofgelände. Zum 1. Mai startet dort der Kreativpark – mit Hochsitz, Vogelhäuschen und Dusche. „Wir bieten viel mehr als nur Container-Büros“, sagt Betreiber Hagen Krohn (38). Der Chef des Freiburger Gründungszentrums Grünhof erzählt im Interview mit Till Neumann, warum er mit dem Kreativpark sein bisher größtes Risiko eingeht.

chilli: Hagen, wird der Kreativpark ein Grünhof 2.0?

Krohn: Ja und Nein. Wir haben ein klar erweitertes Zielpublikum. Der Kreativpark ist für Freelancer und Teams, Startups und Unternehmen, Kreativköpfe und Techies (Technologie-Experten). Wir wollen eine fachliche Diversität, also Leute aus verschiedenen Berufsfeldern. Der Kreativpark soll für Etablierte und Berufsanfänger sein. Das Gefälle ist uns wichtig.

chilli: Wie viele Anfragen gibt’s bisher?

Krohn: Wir haben rund 60 Interessenten. Damit wären zwei Drittel der Fläche belegt. Der Druck auf uns lässt somit etwas nach.

chilli: Was macht euch Druck?

Krohn: Wir hatten etwas Bauchschmerzen im Vorfeld. Für uns vom Grünhof ist es das bisher größte Projekt. Mit einem Kredit von 250.000 Euro sind wir ein großes Risiko eingegangen. Die große Nachfrage lässt uns aber schon ruhiger schlafen. Auch vergleichbare Impact Hubs in anderen Städten zeigen: Das Interesse ist riesig.

chilli: Was erwartet die Mieter bei euch?

Krohn: Im Kreativpark ist man nicht Mieter, sondern Mitglied. Wir bieten viel mehr als nur Container-Büros. Es gibt Räume, eine lebendige Community aus kreativen Menschen und Veranstaltungen zu verschiedenen Themen. Allen Mitgliedern stehen rund 700 Quadratmeter Gemeinschaftsfläche zur Verfügung. Wir werden regelmäßig Seminare mit Externen anbieten. Die Kreativen sollen untereinander ihr Wissen teilen. Geplant sind Schulungen zu Photoshop, kreativem Schreiben, Businessplanung, Finanzmodellierung und vielen anderen Dingen.

chilli: Was bietet ihr zu welchem Preis?

Krohn: Das einfachste Modell sind Flexdesks – wie im Grünhof. Für fünf flexibel wählbare Tage im Monat gibt’s einen Co-Working-Arbeitsplatz für 69 Euro. Zwölf Tage kosten 139 Euro. Ein ganzer Monat 199 Euro. Wer lieber einen festen Arbeitsplatz möchte, ein Fixdesk, zahlt 249 Euro im Monat. Da ist eigener Stauraum dabei. Außerdem gibt es Teamräume für bis zu acht Personen und einen flexiblen Projektraum, der von einem Tag bis zu einem Monat anmietbar ist, um Ideen im Team umzusetzen.

chilli: Die Preise sind Fixkosten?

Krohn: Ja, die Nebenkosten sind inklusive, lediglich bei den Teamräumen kommen Strom und Heizung dazu. Die Kündigungsfrist ist mit vier bis acht Wochen bewusst kurz, um den Teams größtmögliche Flexibilität zu bieten. Alle Mitglieder werden von uns vor Ort betreut, drei unserer Leute werden permanent da sein. Wir sehen uns da als Kuratoren. Wer macht was? Wer braucht was?

chilli: Wie voll muss der Kreativpark werden, damit er sich für euch rentiert?

Krohn: Die Gewinnmarge ist nicht sehr hoch, weil wir recht viel Personalkosten haben. Wir brauchen eine Auslastung von etwa 90 Prozent, um nicht draufzuzahlen.

chilli: Was ist an Infrastruktur geplant?

Krohn: Optisch soll das eine Mischung aus professioneller Arbeitsumgebung mit einer ordentlichen Prise Fusion-Festival und Vitra-Museum werden. Es wird ein Café geben, Telefonboxen, eine Poststation, Schließfächer, eine großzügige Küche, einen Konferenztisch auf Hochsitzen, zusammenstellbare Vogelhäuschen zum Arbeiten, wenn möglich ein bis zwei Bäume, 17 Parkplätze, zwei Carsharing-Stellplätze, Drucker, Highspeed-Internet und eine Dusche. Die haben wir aber nicht, damit dort Tag und Nacht gearbeitet werden kann. Mehrere Interessenten, die mit dem Fahrrad kommen, haben sich das gewünscht.

chilli: Vitra ist als Partner dabei?

Krohn: Ja, wir entwickeln das Design mit zwei Planerinnen von Vitra und der Freiburger Einrichtungsfirma Streit. Mit 16 Kreativpark-Interessenten waren wir bereits zusammen bei Vitra in Weil am Rhein, um gemeinsam am idealen Konzept zu feilen. Wir wollen die Mitglieder frühzeitig einbinden.

chilli: Wie sehen die Events aus?

Krohn: Wir wollen Experten von außerhalb in den Kreativpark bringen, um Fortbildungen anzubieten. Es soll Creative Mornings geben, Input bei Café und Croissants. Auch Fuckup-Nights sind geplant, bei denen Unternehmer von gescheiterten Ideen berichten. Zudem organisieren Community Learning Formate, bei denen sich die Mitglieder gegenseitig coachen. Erfahrungsgemäß machen sie das total gerne. Es lohnt sich, sich einzubringen. Aber klar: Wir müssen die Eigendynamik etwas anstoßen. Ich denke, es dauert zwei, drei Jahre, bis der Kreativpark ein funktionierendes Ökosystem wird.

chilli: Habt ihr auch was Künstlerisches geplant?

Krohn: Ja, wir haben das Projekt „8-12-1“ im Ärmel. Acht Künstler sollen sich zwölf Monate im Kreativpark zusammentun, um ein einwöchiges Projekt zu entwickeln. Dafür suchen wir derzeit einen Mäzen, der bei der Finanzierung hilft. Gerne würden wir auch die Brücke zu Gruppen wie dem Kulturaggregat schlagen, da haben wir mega Bock drauf.

chilli: In eurer Projektpräsentation ist ein buntes Fischerdörfchen zu sehen. Holt ihr die Küste an den Güterbahnhof?

Krohn: Wir stellen uns den Kreativpark wie ein kleines buntes Dörfchen vor. Mit Dorfschenke, Postamt und Schule. Man muss nicht durchgehend da sein, sich aber wohl fühlen. Ein bisschen wie bei der Familie.

Autor: Till Neumann
Quelle: http://chilli-freiburg.de/02-freiburg/dusche-hochsitz-vogelhauschen-hagen-krohn-plant-bunten-kreativpark/

 

An den Anfang scrollen